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Schulprofil

Menschenbild

„Menschen, die blind in Kollektive sich einordnen, machen sich selber schon zu etwas wie Material, löschen sich als selbstbestimmte Wesen aus. Dazu passt die Bereitschaft, andere als amorphe Masse zu behandeln…
Eine Demokratie, die nicht nur funktionieren, sondern ihrem Begriff gemäß arbeiten soll, verlangt mündige Menschen. Man kann sich verwirklichte Demokratie nur als Gesellschaft von Mündigen vorstellen…
Die Konkretisierung der Mündigkeit besteht darin, dass die paar Menschen, die dazu gesonnen sind, mit aller Energie darauf hinwirken, dass die Erziehung eine Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand ist.“ Theodor W. Adorno in Erziehung zur Mündigkeit

Die Wuppertaler Thesen des Bundesverbandes der Freien Alternativschulen (BFAS e.V.):

  1. Die gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart und Zukunft (Ökologie, Kriege, Armut usw.) sind auf demokratische Weise nur von Menschen zu lösen, die Eigenverantwortung und Demokratie leben können. Alternativschulen versuchen, Kindern, Lehrern und Eltern die Möglichkeit zu bieten, Selbstregulierung und Demokratie im Alltag immer wieder zu erproben. Das ist die wichtigste politische Dimension der Alternativschulen.
  2. Alternativschulen sind Schulen, in denen Kindheit als eigenständige Lebensphase mit Recht auf Selbstbestimmung, Glück und Zufriedenheit verstanden wird, nicht etwa nur als Trainingsphase fürs Erwachsenen-Dasein.
  3. Alternativschulen schaffen einen Raum, in dem Kinder ihre Bedürfnisse, wie Bewegungsfreiheit, spontane Äußerungen, eigene Zeiteinteilung, Eingehen intensiver Freundschaften, entfalten können.
  4. Alternativschulen verzichten auf Zwangsmittel zur Disziplinierung von Kindern. Konflikte sowohl unter Kindern als auch Kindern und Erwachsenen schaffen Regeln und Grenzen, die veränderbar bleiben.
  5. Lerninhalte bestimmen sich aus den Erfahrungen der Kinder und werden mit den Lehrern gemeinsam festgelegt. Die Auswahl der Lerngegenstände ist ein Prozess, in den der Erfahrungshintergrund von Kindern und Lehrern immer wieder eingeht. Der Komplexität des Lernens wird durch vielfältige und flexible Lernformen, die Spiel, Schulalltag und das soziale Umfeld der Schule einbeziehen, Rechnung getragen.
  6. Alternativschulen wollen über die Aneignung von Wissen hinaus emanzipatorische Lernprozesse unterstützen, die für alle Beteiligten neue und ungewohnte Erkenntniswege eröffnen. Sie helfen so, Voraussetzungen zur Lösung gegenwärtiger und zukünftiger gesellschaftlicher Probleme zu schaffen.
  7. Alternativschulen sind selbstverwaltete Schulen. Die Gestaltung der Selbstverwaltung ist für Eltern, Lehrer und Schüler prägende Erfahrung im demokratischen Umgang miteinander.
  8. Alternativschulen sind für alle Beteiligten ein Raum, in dem Haltungen und Lebenseinstellungen als veränderbar und offen begriffen werden können. Sie bieten so die Möglichkeit, Abenteuer zu erleben, Leben zu erlernen.

Auch Freie Alternativschulen (FAS) wollen und können in dieser Gesellschaft kein Insel-Dasein führen. Für viele verkörpern sie aber ein Stück weit die gelebte Utopie einer Lebens- und Lernkultur, die mit ihrer ganzheitlichen, solidarischen und basisdemokratischen Prägung zukunftsweisend ist. FAS erproben nunmehr schon seit 35 Jahren neue Umgangsweisen zwischen Erwachsenen und Kindern, alternative Lernformen und neue Formen des Schulehaltens. Sie stellen den Versuch dar, die Schule im Ganzen auf sich wandelnde gesellschaftliche Herausforderungen hin neu zu entwerfen.

Als Modelle einer Schule der Zukunft sind die FAS deshalb auch für die Entwicklung des allgemeinen Schulwesens von großer Bedeutung. Zahlreiche Publikationen, wissenschaftliche Untersuchungen und Beiträge in Funk und Fernsehen unterstreichen ihr beachtliches Innovationspotential. Freie Alternativschulen haben sich zu einer pädagogischen Bewegung mit eigenem Profil entwickelt.

Die Konzeption der Alternativschule Berlin basiert den Wuppertaler Thesen des Bundesverbandes Freier Alternativschulen und auf einem nachdrücklichen Bekenntnis zu den Rechten von Kindern und Erwachsenen.

Leben und Lernen

Wir sind eine Freie Alternativschule, die von den Jahrgangsstufen 1 bis 10 als offene Ganztagsschule arbeitet - in der Kinder und Jugendliche von 5 bis 18 Jahren gemeinsam und selbstbestimmt leben und lernen. Basis des Schulprojektes sind die genehmigten und staatlich anerkannten Konzepte der seit 2004 staatlich genehmigt arbeitenden SEK I (ehemals Freie Schule Pankow) und der Alternativschule Berlin (Grundschule). Diese Konzeptionen werden, wie vorgesehen, kontinuierlich fortgeschrieben. Nach Abschluss der Aufbauphase unserer Grundschule im Sommer 2016 sind unsere beiden Schulteile nun auch offiziell zusammenführt. Seit 1. August 2016 haben wir die Genehmigung, am Schulversuch Gemeinschaftsschule teilzunehmen.

Seit August 2020 bauen wie unsere Sekundarstufe II auf.

  • Team und Schüler*innen

    Ein pädagogisches Team von 24 vielfältig ausgebildeten und erfahrenen Erwachsenen betreuen zur Zeit 129 Kinder und Jugendliche im Rahmen einer inklusiven Ganztagsschule. Damit bleibt der familiäre Rahmen erhalten. Jede*r kennt jede*n und hat durch die Arbeit in einem Haus und in einem Team vielfältige Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten. Wir sind ein Team. Kulturelle Vielfalt, Muttersprachler*innen, Quereinsteiger*innen – bei uns ist jeder Mensch willkommen, der mit Kindern und Jugendlichen unserem Konzept und unserer Haltung entsprechend arbeitet. Die Fähigkeit eines jeden Einzelnen, gleichermaßen mit Großen und Kleinen arbeiten zu können, ist sehr wichtig für uns. Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr ergänzen unser Team. Gegenseitige Hospitationen, Supervisionen, Weiterbildungen gehören zum Alltag. Der Kontakt zu anderen Freien Alternativschulen wird über den BFAS gehalten und genutzt. Es gibt eine Teamsitzung für alle und eigene Teambesprechungen für die einzelnen Bereiche.

    Die Übergänge in der Grundschule sind fließend. Die Jahrgangsstufen 1 bis 4 lernen und arbeiten gemeinsam in einem rhythmisierten Tagesablauf, in dem sie ihre Angebote auswählen, Zeit zum Spielen, Träumen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Klettern, Kochen, Gärtnern usw. haben. Individuelles Arbeiten in kleinen Gruppen, kognitiv, emotional und motorisch anregende Beziehungen, Umgebungen/Räume und Materialien sind selbstverständliche Bausteine unserer Pädagogik.

    Ab Klasse 5 werden die Kinder, die wollen, in das bestehende Kurssystem (alle Schulfächer werden jahrgangsgemischt auf Grundkurs- und verschiedenen Aufbaukursniveaus angeboten) mit einbezogen. Für sie gibt es spezielle "Brückenkurse". Die Kinder wachsen so langsam und in ihrem eigenen Tempo in die Sekundarstufe hinein. Das individuell notwendige Tempo wird immer berücksichtigt. Das System ist durchlässig. Jede*r kann sich soviel Zeit lassen, wie nötig. Wir arbeiten jahrgangsgemischt.
    Es gibt keine Ziffernnoten bis Klasse 10.

    Jedes Kind und jede*r Jugendliche erhält am Ende des Schuljahres einen ausführlichen Entwicklungsbericht (Jahresbrief). Zeugnisse gibt es erstmals in der 10. Klasse. Ausnahmen sind Schulabgänger*innen vor Klasse 10, die an ihrer neuen Schule ein Ziffernzeugnis benötigen.

Am Anfang jeden Schuljahres wählen sich die Schüler*innen einen Menschen aus dem Team als Vertrauensperson. Sie ist die wichtigste Ansprechperson sowohl für Schüler*in (dazu gibt es mindestens eine Konsultationsstunde wöchentlich) als auch die Eltern für alle schulischen Belange.

Unsere Schule ist für das gemeinsame Lernen bis Klasse 10 konzipiert. Quereinsteiger*innen sind, je nach vorhandenen Plätzen, willkommen. Queraussteigen ist möglich. Nicht jeder*m ist anfangs klar, worauf sie*er sich einlässt bei unserem Projekt. Manche möchten sich an anderen Schulen ausprobieren. Konzeptionell ist ein Schulwechsel jederzeit möglich. Der Aufbau des Kurssystems garantiert die Gleichwertigkeit (Vergleichbarkeit) der angebotenen Schulbildung. Der individuelle Lernstand kann abweichend sein. Wechselwünsche sollten rechtzeitig signalisiert werden, um im Interesse der Kinder und Jugendlichen einen möglichst reibungsarmen Übergang zu gestalten.

In den Jahrgängen 11-13 arbeiten die Jugendlichen mit Unterstützung von Tutor*innen selbstorganisert. Sie stellen sich selbstständig ihre Lernpläne zusammen und laden Expert*innen ein. So bereiten sie sich auf die externen Abiturprüfungen vor.

  • Eltern

    Die Eltern sind eng in unsere Schule einbezogen: regelmäßige Elternabende, die Arbeit in Elterngruppen, Seminare zu aktuellen Themen in der Pädagogik... Die Beteiligung am Leben unserer Schule ist für viele Eltern unmittelbar wirkendes gesellschaftliches Engagement. Wir wissen, dass wir gute Dinge nur gemeinsam erreichen.

Organisation der Schule

  • Mitbestimmung

    Jede*r bestimmt mit. Unsere Schulregeln und innerbetrieblich getroffenen Vereinbarungen sind für alle verbindlich. Es gibt eine wöchentliche Schulversammlung, Morgenkreise, Frühstückskreise, Schülervertreter*innen und Schüler*innenmitsprache auf Trägervereinsebene. Im Schulträgerverein kann jede*r Mitglied werden, die*der die in der Satzung festgelegten Ziele vertritt. Der Vereinsvorstand ist paritätisch aus Eltern und Teammitgliedern besetzt.
    Schüler*innenvertreter*nnen werden jeweils für ein Schuljahr von den Schüler*nnen gewählt. Auch sie können im Vorstand beratend mitreden.

  • Finanzierung

    Die Bereiche des Schulprojektes erhalten staatliche Förderung durch Personalkostenszuschüsse, bzw. in der ergänzenden Betreuung im Ganztagsbetrieb der Grundschule über den Trägervertrag.
    Elternbeiträge werden für die ergänzende Betreuung (Grundschule) laut TKBG (Tagesbetreuungskostenbeteiligungsgesetz) erhoben.
    Schulgeld (Elternbeitrag) wird gestaffelt nach Selbsteinschätzung gezahlt. Dafür treffen sich die Eltern einmal jährlich zur "Schulgeldbieteparty".

  • Die Verwaltung

    Entscheidend ist eine gut arbeitende, vernetzende Verwaltung. Diese braucht einerseits Ruhe zur Arbeit, andererseits sollte sie so dicht am Geschehen sein, dass sie alle Beteiligten kennt, alle Informationen bündeln und weitergeben kann; sie sollte erste Anlaufstelle für Eltern und Teampersonen sein und den Kontakt zum Trägerverein und dessen Vorstand halten. Die Teilnahme an Teamsitzungen und Vorstandstreffen ist für die Verwaltungsmenschen selbstverständlich, genauso wie inhaltliche Weiterbildungen (so bilden sich unsere Verwaltungskräfte u. a. über den BFAS weiter).

Der Ort

Ideal ist die urbane und trotzdem abgeschlossene Umgebung in der Bondickstraße, die Schutz und Rückzug bietet. Ideal daran sind: viel Grün, ein Schulgarten, ein Tobeplatz und Raum für Selbstgebautes…

Der Standort Bondickstraße 8-9 ist unkompliziert erreichbar (ÖPNV, S-Bahn, Bus). Die nähere Umgebung ist gut erschlossen mit Einzelhandelsgeschäften. So können sich unsere Kinder und Jugendlichen wie gewohnt frei bewegen und sich z.B. auch selber verpflegen. Schwimm- und Turnhalle liegen leicht erreichbar in der Nähe.

Aufnahme

Unsere Schüler*innen kommen u. a. aus den Stadtbezirken Wedding, Reinickendorf, Pankow, Prenzlauer Berg, Mitte, Weißensee, aus Brandenburg, Kreuzberg, Friedrichshain, Schöneberg, Friedenau.
Konzeptionell sind wir eine Schule, die Schüler*innen aus dem gesamten Stadtgebiet anzieht.
Nach der Etablierungsphase in der neuen Umgebung kommen nun zunehmend Grundschulkinder aus den angrenzenden Bezirken, während die neuen älteren Schüler*nnen längere Fahrwege zurücklegen.
Im Bezirk Reinickendorf waren wir 2011 am neuen Standort die erste Freie Alternativschule. In den letzten Jahren ist die Schullandschaft in der Umgebung vielfältiger geworden.

Wer sich bei uns anmelden möchte, wendet sich schriftlich an die Schulverwaltung. Wenn wir freie Plätze haben, laden wir die Familien zu einem Gespräch ein. Die Schüler*innen machen danach Probetage, nach deren Ablauf wir über die Aufnahme entscheiden. Dabei haben die Schüler*innen unserer Schule Mitspracherecht. Alles Wichtige zur Aufnahme neuer Schüler*innen findet Ihr unter "Aufnahmeverfahren".

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